Umgang mit Ängsten - die Angst annehmen

breite Treppe und Figuren auf Sockel mit Pferden im antiken Rom

 ES GIBT MEHR DINGE AUF DER WELT, DIE WIR FÜRCHTEN,

ALS DINGE, DIE UNS WIRKLICH ZERSTÖREN. WIR LEIDEN VIEL

ÖFTER IN UNSERER VORSTELLUNG ALS IN DER REALITÄT ...

 

denn ... KEIN ÜBEL IST SO GROSS, WIE DIE ANGST DAVOR.

 

- Seneca -

  

Die chinesische Fingerfalle

Die chinesische Fingerfalle ist, eine in der Regel aus feinen Bambusfasern gewebte Röhre, mit der man die folgende, aufschlussreiche Übung machen kann. (Anm.: Sie kann als begleitendes Instrument in Therapiesitzungen, aber auch als unterhaltendes Element im geselligen Kreis Anwendung finden.)

 

Hierfür reicht man die Röhre einer Person mit der Bitte, jeweils einen Zeigefinger in eine der Öffnungen am Ende der Röhre hineinzustecken. Befinden sich die Finger in der Röhre, wird die Person gebeten, sich wieder aus der Röhre zu befreien, ohne den Gegenstand zu beschädigen. Meist geht die Versuchsperson davon aus, dass sich die Finger genauso leicht herausziehen lassen, wie sie hineingekommen sind. Jedoch zieht sich die Röhre bei dem Versuch ihr wieder zu entkommen zu, die Finger stecken fest. Und je mehr gezogen wird, desto enger zieht sich die Fingerfalle zu. 

Versucht die Person nun mit Vernunft und Logik eine Lösung zu finden und die Finger aus der Röhre zu ziehen, scheitert sie und die Falle zieht sich nur noch mehr zu. Dabei ist die Lösung des "Fingerfallenrätsels" auf den 1. Blick alles andere als logisch: Erst wenn wir innehalten und die missliche Situation akzeptieren, in die wir da geraten sind, zieht  sich die Falle nicht weiter zu. Wenn wir nun die  Finger - statt zu ziehen - weiter in das Innere der Röhre schieben, weitet sie sich wieder und die hineingesteckten Finger können problemlos herausgezogen werden. (Anm.: Da wo wir mit Logik nicht weiterkommen, zeigt sich die Lösung oft im Paradoxon.)

 

Der Weg aus der Angst führt in die Angst hinein

Schauen wir uns unseren Umgang mit Ängsten an, so können wir erkennen, dass unsere Handlungsweise, uns genau in die oben beschriebene Situation hineinführt: Je verzweifelter wir versuchen der Angst zu entkommen, je stärker hält sie uns gefangen. Meist dauert es nicht lange und wir bekommen Angst vor der Angst - die "Angstfalle"  hat sich zugezogen. 

Spreche ich von einer "Angstfalle", so gilt es zu erkennen, dass sich hier - zum Zeitpunkt des Auftretens der Symptome - eine Angst zeigt, hinter der keine Ursache zu erkennen ist, die eine sofortige Handlung im jeweiligen  Augenblick erfordert, um Leib und Leben zu retten. Wir haben es  vielmehr mit starken, unbewusst erinnerten Gedanken, Gefühlen und körperlichen Empfindungen zu tun, die aus der Vergangenheit aufsteigen, deren Ursprünge (zurückliegende negative Erfahrungen, die im Unterbewusstsein abgespeichert sind und nach Heilung suchen, Anm.),  im Bewusstsein jedoch nicht mehr abrufbar sind. 

 

Diese, sich auf der körperlichen Ebene manifestierenden Empfindungen sind oft so elementar und unangenehm, dass wir im Laufe der Zeit gelernt haben, diesen Empfindungen aus dem Weg zu gehen, indem wir entsprechende Situationen künftig versuchen zu vermeiden. Jedoch führt die Vermeidungshaltung dazu, dass sich die Angstgefühle weiter verstärken - dies gilt es zu vermeiden - aber wie?

 

Wie lässt sich die oben geschilderte Lösung des Problems der "Fingerfalle" auf die "Angstfalle" übertragen? 

 

Begegne deiner Angst mit Wohlwollen

Die Menschen haben vor vielem Angst. Ob es sich dabei um eine Angst handelt, die nachvollzogen werden kann oder auf Unverständnis stößt, spielt für die Intensität der Angst keine Rolle. Jedoch werden die Angstsymptome im Laufe der Zeit für die  Betroffenen meist so einschränkend, dass die Lebensqualität darunter leidet und sie die Angst einfach nur noch loswerden wollen - egal wie. Das ist sehr verständlich - jedoch leider kontraproduktiv. 

 

Da die meisten Menschen im Laufe der Zeit eine Angst vor der Angst entwickeln, laufen sie vor ihr davon. (Anm.: Beispiele hierfür können sein: übermäßiger Alkoholkonsum, Drogen, Kaufsucht, Esssucht, Schönheitswahn,  Vergnügungssucht, also Ablenkungen jeder Art.) So nehmen sie sich die Chance ihrer Angst wohlwollend zu begegnen, sie kennenzulernen und ihre Botschaft zu verstehen. Angst ist oft ein Zeichen, dass etwas in unserem Leben nicht stimmt und angeschaut werden will. Der bewusste Umgang mit unserer Angst kann Situationen in unserem Leben die der Veränderung bedürfen, sichtbar zu machen. Wenn wir jedoch unsere Angst ignorieren, sie nicht wahrnehmen und spüren wollen, wird ihre Intensität stärker. Für uns und unseren Umgang mit der Angst bedeutet dies: Nur wenn wir unsere Angst annehmen und ihre Botschaft verstehen, kann sich etwas verändern. Dann hat die Angst Ihren Zweck erfüllt und kann gehen.

 

Wege aus der Angst

 Suchen wir nach Wegen, die uns aus der Angstfalle führen, kann uns die regelmäßige Anwendung von Achtsamkeit und Meditation, einen Weg aus der Angst aufzeigen. Während Achtsamkeit uns in die Lage versetzt, schon erste Anzeichen von Angst zu bemerken und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, bevor sie sich in unseren Gedanken bzw. in unserem gesamten Körper ausbreitet; zielt die Meditation darauf ab, uns unserer Gedanken, Gefühle und Körperempfingen gewahr zu werden, sie besser kennenzulernen und schließlich anzunehmen, statt vor ihnen davonzulaufen. Richten wir unser Bewusstsein auf unser inneres Erleben, verlieren die Empfindungen meist an Intensität und verschwinden schließlich ganz. Denn wie einer meiner Lehrer immer sagte: "Bewusstheit heilt!"

 

Von Vorteil bei beiden Methoden ist, dass sie uns immer wieder aus unseren "Endlosgedankenschleifen"  lösen, die um Dinge kreisen, die in der Vergangenheit geschehen sind bzw. sich mit Sorgen um zukünftige Ereignisse beschäftigen. Achtsamkeitsübungen und Meditation hingegen führen uns immer wieder behutsam in den jetzigen Augenblick; in eine annehmende, wertschätzende Haltung uns selbst und dem Leben gegenüber, ohne zu bewerten. Bleiben wir in der Gegenwart, entsteht eine angenehme Stille, die uns neue Kraft und Energie tanken lässt. Die Achterbahn der Gefühle hält an und wir haben so die Möglichkeit von einem immerwährenden Problembewusstsein auf einen lösungsorientierten Ansatz zu wechseln.

 

Stoische Wege aus der Angst

 

WENN DU WEGEN EINES EREIGNISSES VERZWEIFELT BIST,  IST ES NICHT DIE SACHE SELBST,

DIE DIR SORGEN BEREITET; SONDERN NUR, WIE DU SIE BEURTEILST ...  - Marc Aurel -

 

Da Ängste meist auf Vorstellungen in Bezug auf die Zukunft gründen und stark mit Emotionen durchzogen sind, rät der Stoizismus dazu, uns unsere Befürchtungen erst einmal "von der Seele zu schreiben". Dies bringt meistens schon eine erste Erleichterung mit sich, da unser Verstand so erkennt: Meine Warnung ist angekommen, das Problem wird gesehen. Der nächste Schritt besteht darin, die Situation ein zweites Mal aufzuschreiben, jetzt jedoch auf reinen Fakten beruhend, d.h. unsere Emotionen und Bewertungen im Hinblick auf das Problem bleiben unberücksichtigt. So wird das befürchtete Ereignis auf ein realistisches Maß herabgestuft.

 

Ist auch dieser Schritt erledigt, dient die bereinigte Niederschrift dazu, sich das Schlimmste (memento mori) vorzustellen, das aus dieser Situation entstehen kann. Dann überlegen wir, wie unser Plan A aussehen könnte, wenn genau das eintreten wird. Wenn wir dann noch einen Plan B  erstellen (Anm.: Ersatzplan, wenn Plan A nicht funktionieren sollte), haben wir meist schon das Gefühl, mit dem vorgestellten Szenario besser umgehen zu können - die Schreckensvorstellungen verlieren an Intensität, da wir unseren Fokus von den vorgestellten Szenarien einer unkontrollierbaren Zukunft auf die lösungs- und damit handlungsorientierte Gegenwart gerichtet haben. (Anm.: Die oben beschriebene Vorgehensweise lässt sich auf die meisten unserer Probleme und Empfindungen anwenden die wir lösen bzw. verändern möchten)

 

Wichtig bei diesem Vorgehen ist jedoch, dass wir uns bewusst sind, nun die bestmögliche Vorsorge im Hinblick auf unsere Befürchtungen getroffen zu haben, das Endergebnis jedoch nicht mehr in unserer Macht liegt. Da sich unsere Befürchtungen auf ein Ereignis in der Zukunft bezieht, können wir erst handeln, wenn das befürchtete Ereignis eingetroffen ist - meist wird es jedoch nicht so schlimm wie erwartet. 

 

Liegt eine Sache, die uns Angst macht in unserer Macht, so ist die oben beschriebene Vorgehensweise hilfreich; liegt sie jedoch nicht in unserer Macht, so rät uns der Stoizismus diesen Dingen keine Beachtung zu schenken - d.h. wir richten unseren Focus wieder auf die Gegenwart.

 

LASS DICH NICHT VON EINEM BLICK AUF DIE GANZE BANDBREITE DES LEBENS

ERSCHRECKEN. FÜLLE DEINEN KOPF NICHT MIT GEDANKEN AN ALL DIE SCHLIMMEN DINGE,

DIE NOCH PASSIEREN KÖNNTEN. KONZENTRIERE DICH AUF DIE GEGENWART ..."

 

- Marc Aurel -

 

 

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Zur Info:

Meine Angebote sollen Prozesse anstoßen und dadurch die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und sind 

lediglich präventiver Natur. Sie ersetzen weder die Konsultierung Ihrer Ärztin, Ihres Heilpraktikers oder Apothekers.